Gestern Abend wurden die letzten Wahlwerbungen vor der Präsidentschafts-(Gouverneurs-etc.) wahl am Sonntag ausgestrahlt.
Nur die Werbung der Arbeiterpartei des noch regierenden Präsidenten Lula Inácio da Silva durfte laut einer Entscheidung der Justiz nicht ausgestrahlt werden. Der Grund ist , dass der Gouverneurs-Kandidat im Bundesstaat Bahia den Präsidenten Lula in nicht erlaubter Weise in seine eigene Wahlkampagne eingebaut hat. Statt also diesen Kandidaten zur Rechenschaft zu ziehen, wird wieder einmal die ganze Partei einschliesslich des Präsidenten zur Verantwortung gezogen und damit vor allen andern Kandidaten benachteiligt..
Die Internetzeitschrift der kommunistischen Partei Brasiliens (PCdoB) hat das im Fernsehen gesperrte Video öffentlich gemacht und ich finde, es lohnt sich durchaus auch für die der portugiesischen Sprache nicht unbedingt mächtigen unter Euch, sich das anzusehen.
Ich würd ja gern alles übersetzten, schaffe ich grade aber nicht.
http://www.vermelho.org.br/diario/2006/0928lulatv.wmv
Ich kann dazu nur sagen : wenn am Sonntag tatsächlich Lula wiedergewählt werden sollte (und seine Chancen stehen keinesfalls schlecht), dann hat sich für mich alles gelohnt :
- hierher zu ziehen
- nochmal von vorn anzufangen
- das "sichere" Deutschland, Arbeitsplatz etc. zu verlassen
- das Leben mit all seiner grösseren Einfachheit, seinen manchmal grotesken Schwierigkeiten hier mit Millionen BrasilianerInnen zu teilen
- miterleben zu dürfen, wie sich ein Land langsam, aber sicher entwickelt
Das war das Wort zum Sonntag, ich danke Ihnen :))
3 Kommentare:
Wieso, gehst Du dann in die Politik? ;-)
verschmitzte Grüße Juansi
Hall Ursel,
das Riesenhähnchen ist mir gar nicht aufgefallen. Ich fand die mit der Nummer 45 - oo7 xx Bonda auch nicht schlecht. Oder war's xx Bunda?
Verstehe einer die Brasilianer. Manchmal habe ich mich auch gefragt, was die Journalisten hier so treiben. Warum ist keiner dem Gerücht nachgegangen, dass das Dossier von der PSDB lanziert wurde, um die PT, die sich ja tatsächlich nicht gerade äusserst geschickt anstellt, zu diskreditieren. Die Beweisfotos vom Kauf des Dossiers sollen angeblich ebenso von PSDB-lern veröffentlicht worden sein. Journalisten wo ward ihr? In den Medien war dazu jedenfalls nur wenig zu finden. Die zarten Hinweise von Heloísa Helena, dass die PSDB nicht weniger korrupt ist, als die PT und gegen das andauernde Dilemma Brasilien nichts oder wenn dann nichts Gutes unternommen hat, sind ebenso verhallt. Schade, aber was soll man erwarten, wenn der eine Fernsehsender einem Kandidaten gehört, der andere Fernsehsender ganz hinter Alckmim steht, die beiden Sender sich auch noch ein paar der grössten Zeitungen teilen und die Zensur erst vor Kurzem, zumindest per Gesetz, aufgehoben wurde. Medien haben eine grosse Macht. Das ist nichts Neues. Wie ungeniert diese hier aber eingesetzt wird, finde ich erschreckend. Alessandro hatte ein paar Protestmails an diverse Redakteure verschickt. Er war nicht der Einzige. Nur, geholfen hat es nicht viel. Naja. Wir werden sehen, was die Stichwahl bringt. Wenn LUla gewinnen will, muss er allerdings von seinem hohen Ross herab steigen, ein wenig Arroganz abstreifen und endlich einmal Tacheles reden, was er schon erreicht hat, welche Projekte geplant sind, wie er Brasilien auf Vordermann bringen will und vor allem, wie er die Korruption in den eigenen Reihen bekämpfen will.
So, das war jetzt das Wort zum Montag ;)
LG
Gabriela
Liebe Juansi,
nee, in die Politik gehe ich bestimmt nicht :)
Aber es nervt, hier im erzkonservativen Süden zu leben, besonders im Wahlkampf. Und das, wo (oder vielleicht grad weil) es den Leuten hier im Durchschnitt besser geht als im Norden und Nordosten des Landes..
Liebe Gabriela,
also, ich kann an Lula nichts Arrogantes finden, ehrlich.
Ich finde, er ist noch der am wenigsten arrogante unter allen Kandidaten hier.
Aber dass es ein Fehler war, nicht zum Fernsehduell zu erscheinen, o.k., das haben wir hinterher auch gesehen. Trotzdem haben die andern Kandidaten ja auch nicht gross sachlich Themen durchgeackert. Im Gegenteil. Vielleicht war es doch nicht so falsch, dass er sich die Zeit gespart hat.
Die Reporter (oder Journalisten, hehe) der "Tagesschau" haben ihn ja bei seinem Interview auch nicht nach seinem Wahlprogramm für die KOMMENDE Wahlperiode gefragt, sondern (wie alle ! ) nochmal schön auf allen schon durchgekauten Skandalen der letzten 4 Jahre herumgehackt. Auch sehr produktiv !
O.k., ich bin halt parteiisch, aber ich verfolge die Politik hier auch schon ein paar Jahre mit... und werde sie nie kapieren ;)
LG Ursel
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