Sonntag, 11. August 2013

Abwarten und Tee trinken

..und sich nicht in den Weiten des www und der Flüchtigkeit eines Facebook verlieren...
Andere rauchen, ich trinke Tee :)

Hundekinder



Unsere Sissi(hier) und der Labrador meiner Schwiegereltern(beige)haben 5 kleine Welpen. Alle dunkelbraun-schwarz ;)
Jetzt sind sie schon 2 Monate alt.
Heute haben wir das 2. abgegeben, das einzige Weibchen. Den dicken Floyd mit dem roten Halsband behalten wir.

Frei Betto : Befreiungstheologe, Berater des Präsidenten Lula, Kritiker

Frei Betto hat das noch nicht auf Deutsch erschienene Buch geschrieben "A mosca azul" (Die blaue (Schmeiss-)Fliege) - Reflexionen über die Macht.
Es begleitet mich seit mehreren Monaten als Lektüre auf meinem Nachtschränkchen. Leicht ist sie nicht zu lesen, die Abhandlung, mit der Frei Betto sich nach seinem Austritt aus der aktiven Politik mit der Versuchung zur Macht beschäftigt. Aber treffend !
Vielleicht hat es eine Zeit des eigenen Reifens bei mir gebraucht, um weiterzulesen. Nachdem ich in den letzten Wochen sehr deutlich meine eigene Machtlosigkeit als Arbeitnehmerin zu spüren bekommen habe, verstehe ich Vieles besser. Nein, ich bin nicht arbeitslos, aber fast hätte ich das Handtuch geworfen.. Immerhin stehe ich nun fester als ja zuvor auf der Seite der Unterdrückten und Armgemachten hier in Brasilien.
Aber hier aus Frei Betto's Buch :
Kapitel 28, seite 265 :

"A socialização da justiça ameaçaria o padrão de vida dos que mais se beneficiam de uma liberdade concebida segundo o dogma da imaculada concepção do mercado "livre". Este apregoa a primazia do direito individual à riqueza sobre o direito coletivo a condições dignas de vida. A concentração é celebrada, a socialização, execrada; a posse é direito, a expropiação, crime; o acúmulo, valor, a partilha, utopia."

"Die Sozialisierung (Verteilung) der Gerechtigkeit (für alle) würde den Lebensstandard derer bedrohen, die sich an einer Freiheit bereichern, die sie nach dem Dogma der unbefleckten Empfängnis der "freien" Marktwirtschaft erhalten haben.
Diese predigt den Vorrang des Rechtes auf eigenen Reichtum über das kollektive Recht auf ein menschenwürdiges Leben. Die Konzentrierung (von Reichtum) wird gefeiert, die Verteilung gehasst; das Eigentum ist ein Recht, die Enteignung (z.B. von ungenutztem Land der Grossgrundbesitzer) ein Verbrechen; die Anhäufung, ein Wert, das Teilen, Utopie."

Ebenda, eine Seite weiter :
 

"A questão crucial não é propriamente ideologica, é ética;
estar ou não ao lado dos mais pobres, até que a pobreza figure como grave desrespeito aos direitos humanos e seja considerada crime de lesa-humanidade. " pág. 266

"Die Kreuzfrage ist nicht eigentlich ideologisch, sie ist ethisch;
auf der Seite der Ärmeren stehen oder nicht, bis dass die Armut einen schweren Mangel an (Respekt gegenüber)der Einhaltung der Menschenrechte darstellt und als Verbrechen an der Menschlichkeit angesehen wird."



Übersetzung von mir.

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 Das sind Texte, die, würden sie den Reichen und Leuten aus der gehobenen Mittelschicht hier unter die Nase gehalten, grossen Ärger/Wut auslösen würden.
Denn schliesslich sind deren Ansicht nach die Armen hier nur arm, weil sie faul seien...
Schulgeld, Kindergeld, Studienbeihilfe etc. - was soll das denn, das ist ja alles nur Assistentialismus, der die Leute weiter faul sein lässt, weil sie anggeblich auf Kosten des Staates lebten. Schulgeld sind hier nur wenig mehr als 100 Reais, das "Familiengeld" ebenso, also kann davon schonmal keiner leben, geschweige denn, auf fauler Haut liegen !
Und, wer darüber lästert hat gut reden, denn hat solche Hilfen in aller Regel noch nie benötigt, weil er auf Privatschulen gelernt, auf privaten Unis studiert etc. hat, evtl. noch im Ausland..

Interessant ist, dass alle diese konservativen Sichtweisen nicht für konservativ gehalten werden. Wenn mir jemand sagen würde :"Ich bin konservativ und stehe dazu ! " O.k., das könnte ich sogar respektieren und akzeptieren, aber die Leute hier sagen : "ich bin unpolitisch", aber wählen konservativ...
Die Einzigen, die sich zu ihrer politischen  Einstellung bekennen, sind die linken, deren Arbeiterpartei, Ex-Präsident Lula und Präsidentin Dilma witzigerweise weiterhin angefeindet und lächerlich gemacht werden, obwohl sie seit 10 Jahren an der Regierung sind.

Aber sie haben halt für die Besserstehenden nicht "genug" getan, NUR für den Grossteil der Bevölkerung, der eben noch keine ausreichende Ernährung, Wohnung, Schulbildung, Studium etc. hat.

Momentan sind unter all den Protesten auch die "armen" Ärzte am protestieren gegen das Regierungsprogramm, das ausländische Ärzte importieren will, weil es nicht genug einheimische gibt, die in's Landesinnere gehen wollen und dort für die arme Bevölkerung arbeiten.
Hier im Südosten, im Grossraum Rio und São Paulo und in allen Grosstädten und an der Küste ist der Wohlstand grösser, lässt sich mehr verdienen, VIEL MEHR.
Wir verdienen in unserer Praxis als Krankenschwestern ca. 1200 Reais.
Die Ärzte verdienen 30.000, 40.000 im  Monat. Die bessergestellten auch noch einiges mehr.
So sieht das hier aus mit der Schere zwischen arm und reich, wobei ich mich nicht als arm bezeichne, aber einige meiner KollegInnen sind da schon an der Grenze.

Hier noch so ein Beispiel aus Brasilien ..Eike Batista