Mittwoch, 28. März 2007

Eine Nationalhymne und eine Realität (oder viele Realitäten)


Das schöne Bild hat die Familie Köhler (www.koehlers.info) auf ihrem Brasilienurlaub fotografiert ! Danke, dass ich es hier einstellen darf !!



“Ouviram do Ipiranga as margens plácidas

De um povo heróico o brado retumbante,

E o sol da Liberdade, em raios fúlgidos,

Brilhou no céu da Pátria nesse instante.


Vom Ipiranga (Fluss) haben die gefälligen Ufer den dröhnenden Schrei eines heroischen Volkes gehört.. (am Ipiranga soll am 7. September 1822 König Dom Pedro die Unabhängigkeit Brasiliens ausgerufen haben, was aber wohl eher ein vereinfachendes Bild ist.)

Und die Sonne der Freiheit glänzte in diesem Augenblick in leuchtenden Strahlen am Himmel des Vaterlandes.

Se o penhor dessa igualdade

Conseguimos conquistar com braço forte,

Em teu seio, ó Liberdade,

Desafia o nosso peito a própria morte!


Wenn wir die Mühen dieser Gleichheit mit starkem Arm erobern konnten, fordert unsere Brust in Deinem Schoss, oh Freiheit, selbst den Tod heraus !


Ó Pátria amada,Idolatrada,Salve! Salve! “
Oh geliebtes Vaterland, angebetet, heil sei Dir !


Die Tageszeitung :” Ein Mann mit 90% Verbrennungen bekam keinen Platz auf der Intensivstation”
Wie krank muss man hier eigentlich sein, um einen Platz im Krankenhaus über das öffentliche Gesundheitssystem zu bekommen ??
Am besten schon tot, oder ?

Dagegen die Nationalhymne: salbungsvoll, heroisch, pathetisch bis zum geht nicht mehr..
Aber ich werde sie trotzdem auswendig lernen mit der Zeit.
Die deutsche ist mir lieb geworden in ihrer Einfachheit mit Einigkeit und Recht und Freiheit !
Gleichheit haben wir hier auch drin stehen, aber eben nur auf dem Papier !!

Wer keine Krankenkasse hat, sondern auf das öffentliche Gesundheitssystem angewiesen ist, hat gelitten, muss sich um 4 Uhr morgens am Gesundheitszentrum im Stadtviertel anstellen, um um 14 Uhr dranzukommen, muss mit gebrochenem Schlüsselbein (und die Schmerzen !!) 4 Stunden im Krankenhaus warten, bis er behandelt wird…

“heroisches Volk”, das in der Tat : man muss schon heroisch sein, wenn man/frau das aushalten muss, mit schwarzer Hautfarbe, arm und als Frau besonders, wie schon Gabriela schreibt !

“ein intensiver Traum,ein Strahl von Liebe und Hoffnung”
Da sind sie wieder, die die Rettung von aussen, von andern erwarten….oder ?

“Gigantisch durch die Dir eigene Natur, bist Du schön, bist stark und riesengross. Und Deine Zukunft spiegelt diese Grösse “…o.k., denn die GEGENWART lässt noch zu wünschen übrig..

“Angebetetes Land, unter anderen tausend bist Du, o Brasilien, das geliebte Vaterland ! Der Kinder dieses Bodens bist Du eine freundliche Mutter, geliebtes Vaterland, Brasilien!”

Mutter Erde und Vater Staat :)

Das Land, die Natur, die Menschen, das Klima SIND wundervoll, das ganz ohne Zweifel. Das Problem sind die Umstände, soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit, die Schere zwischen Arm und Reich, die Vorurteile, der Rassismus, der Machismus…

Die Folgen der Ausbeutung und Kolonisation durch Europa !


8 Kommentare:

Sati hat gesagt…

Kennst du Lenine, der soll in Brasilien ziemlich bekannt sein? Spielt am Sonntag um 11 Uhr eine Konzert in Köln, das einizige in Deutschland, und ich bin geneigt, das Taxi mal für eineinhalb Stunden excellente brasilianische Live-Musik abzustellen. Hier singt er mit diversen brasilianischen Sängerinnen zusammen auch sowas ähnliches wie eine Nationalhymne, scheint mir (die ich des portugiesischen ja nicht mächtig bin, aber geneigt, ein paar Brocken zu lernen, denn nach wie vor möchte ich gerne nach Bahia, und da ist die Sprache schon hilfreich, gell?!):
http://www.youtube.com/watch?v=EHlqcQgy4_A

Gefällt mir sehr gut, sowohl die Melodien/Tonlagen als auch diese einizigartige Weise der BrasilianerInnen, zu singen. Soviel corazón, vida y alegría.

Sati hat gesagt…

Ja, die brazilianische Sprache ist wirklich wunderschön, besonders zum Singen. Kommt direkt nach spanisch bzw. kubanisch, welches ja viel weicher klingt, und neben italienisch bei mir.Ist brazilianisch auch weicher im Klang als portugiesisch?
Liebe Grüße aus der Kolonie, Labbatú

Ursel hat gesagt…

Hallo Labbatú !

Lenine, ich hab den Namen schonmal gehört, kenne aber selbst keine Musik von ihm..werd mich mal umhören !

Ja, das brasilianische Portugiesisch ist viel weicher im Klang als die "Muttersprache" aus Portugal !!

ähm, das mit der Kolonie (Colonia,Köln ??) hab ich nicht ganz verstanden..

Liebe Grüsse, schwitzend im Dienst

Ursel

Sati hat gesagt…

Ja, genau, Kolonie für Colonia, also Köln. Die Kolonie der Durchgeknallten, Colonia de los Locos.

Das Konzert war super, der Mann macht richtig gute, runde Musik, aus ganzem Herzen und mit allem, was er sonst noch hat.... wie ich allerdings und bedauerlicherweise heute nicht live, sondern während einer quälenden Wartezeit von insgesamt über 80 Minuten im Radio hören durfte.

Nächstes Mal will den SEHEN, ich war echt frustiert, das ich mich blöderweise festsetzen habe lassen.

Schöne Grüße von Anuja

(wie schon bei Gabriela und demächst auch bei mir vermerkt, war der Name Labbatú nur einer für eine Übergangszeit in meinem Leben, in der ich Unterstützung durch die Löwin brauchte - die ist jetzt vorbei und ich trage meinen tatsächlichen Namen, also meinen tatsächlichen Sannyas-Namen, den mir Samarpan gegeben hat. Wenn es nicht zu schwer ist, würde es mich freuen, wenn Du ihn bei Gelegenheit benutzt, mercí)

Ursel hat gesagt…

Liebe Anuja,

da hast Du also das Konzert aus dem Taxi gehört ? Naja, immerhin !

Wie spricht frau Anuja aus ? Ist das "j" ein "sch" ?

Liebe Grüsse

Ursel

Sati hat gesagt…

Dsch wie Dschungel...

Gabriela B. Lopes hat gesagt…

Ja, es wäre ein so schönes Land, wenn da nicht die grossen Probleme wären wie Koruption (meiner Meinung nach die Wurzel des übels), Kriminalität, Ungleichheit, fehlender Respekt den Menschen und der Natur gegenüber, deshalb gibt es auch nicht die geringste Anstrengung etwas gegen das marode Gesundheits- oder Erziehungssystem zu unternehmen. Seufz. Und trotzdem, manchmal ist es verblüffend, wie dennoch etwas voran geht. Ach ja, bei der Hymne fällt mir noch ein, dass sie doch sehr an ein Gebet erinnert...
liebe Grüsse
Gabriela

Ursel hat gesagt…

....naja, die Gebete, die ich kenne, sind weniger schwülstig..
Aber es mag eine Bitte sein.

LG Ursel