"eine sprache lernen - ich kann das eigentlich gar nicht. wenn ich
spüre, dass ich da etwas "kapieren muss", dass ich eine leistung
erbringen muss, langweilt mich das schon. eine fremde sprache muss ich
in mir geschehen lassen, ich muss sie annehmen, in mich einsinken
lassen. ich will mich in den anderen tonfall, in die art mit sprache zu
tanzen einlassen. sprache ist wie musik, sie hat rhythmus, struktur,
freie improvisation, wiederholung, akzent. bei mir vermischen sich
düfte, farben, töne und zahlen/buchstaben im kopf. synästhesie nennt man
das glaub ich. als kind war ich hyperaktiv und lebte in
farb-tönen-welten. ich lernte cellostücke nach den farben der noten in
meinem kopf auswendig und tat so als könne ich noten lesen. mit sprache
gehts mir ähnlich. die art, sich auszudrücken, noch ehe ein wort da ist,
hat bestimmte farben und düfte.
so konnte ich relativ schnell wolof (sprache im senegal) verstehen
lernen. aber als ich verstand was die familie so redete trennte ich mich
von meinem liebhaber.
als ich mit 19 nach italien ging, wanderte ich durch sprachmusik, die
mir extrem gut lag. englisch war vorher nach hochdeutsch meine zweite
fremdsprache (meine muttersprache ist bayrisch), die mich im gegensatz
zu deutsch willkommen hieß. französisch war der ausflug in die eleganz
und ist heute noch die lust an allegro ma non troppo. mit portugiesisch
tat ich mich erstmal schwerer. ich fiel in die italienische
sprachmelodie oder in die französische, ich verstand überhaupt nicht, wo
diese sprache herkam. lesen konnte ich sofort, weil alles geschriebene
sehr dem italienischen und französischen ähnelt, aber die gesprochene
sprache! ich versuchte vokabeln zu pauken, ohne erfolg. jetzt hab ichs
kapiert. alles wird weich, selbst wenn schnell geredet wird, ist es wie
ein gemächlicher gesang, der um sich selbst wirbelt. das harte löst sich
und wird frisch hellgrün und ockergelb.
jetzt hab ich mir ein englisch-portugiesisches wörterbuch gekauft, das
macht total spass vom souverän und übermässig bekannten englisch ins
verspielte und oft so verblüffende portugiesisch zu surfen. sympathy -
kennt jeder. das ist so formal und unaufregend. compaixao dagegen (das x
wird wie sch gesprochen) - das startet dunkel auf dem boden, wird blau
und kehrt zur erde zurück."
Luisa Francia
http://www.salamandra.de/tagebuch/start.php
Super beschrieben !!
Portugiesisch war auch die erste Sprache, die ich ganz intuitiv gelernt habe, im täglichen Gebrauch ;)
Das ist ganz anders, als einen Kurs zu machen. Wobei das brasilianische Portuigiesisch ja noch vieel weicher und gesungener gesprochen wird als das aus Portugal !
1 Kommentar:
Liebe Ursel,ich bin seit langer Zeit mal wieder querblog unterwegs und wollte mich für deine vielen lieben Kommentare bei mir bedanken und das Zirkuslied!so fein!Leider komme ich kaum rum-so hat mich das Leben grad.Portugiesisch zu lernen hat mich auch immer fasziniert,mein Papa hat mir als kleines Kind versucht etwas beizubringen-ohne Erfolg er ist kein guter Lehrer er hätte einfach mit mir SCHWÄTZEN sollen!!!
jetzt habe ich wiedermal angefangen,mich ins Spanische reinzuhängen weil ich da (hoffentlich)noch öfter hinkomme
einfach zu lernen mit französisch als Grundlage aber das Gegenteil von weich und singsang:eine sehr zackige Sprache-passt aber gerade gut zu mir.Alles Liebe Stela
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